Der Kreis schließt sich


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Heute nun sollen 18 Pinguine in die Natur zurück gebracht werden. Mein freier Tag wurde dadurch zu einem Highlight meiner Arbeit hier bei Sanccob. Ist es doch das Ziel von Sanccob alle Tiere wieder in die Natur zurück zu bringen.

Angekommen bei Sanccob war ich erst mal froh, dass ich heute nicht arbeiten musste.

Der Nordpol war schon wasserfrei und bereits gestern aufs gründliche gesäubert worden:

Nordpol

Heute war der Südpol dran. Mit Zahnbürsten wurden auch die kleinsten Ecken von Algen und sonstigen Pinguin-Ausscheidungen (die Pinguin-Toiletten sind noch immer nicht geliefert worden) gesäubert. Ehrlich gesagt: Da hatte ich auch nicht wirklich Lust drauf. Viele Voluntiere hatten allerdings keine Wahl und so mancher Pinguin wunderte sich, dass so wenig Wasser im Schwimmbecken war:

Südpol-Säuberung

Also, rein in das Vorzimmer von Pen 9 und mithelfen die 18 Pinguine „ausgehfein“ zu machen. Dies bedeutet:

  • Scannen des Transporters um sicherzustellen, dass der richtige Pinguin eingepackt wird
  • Vermessen des Schnabels (@Udo: um auf Deine Frage der Geschlechtsbestimmung zurück zu kommen: Das kann nur durch eine Blutuntersuchung sicher gestellt werden und als grober Anhaltspunkt die Länge des Schnabels beim ausgewachsenen Pinguin. Männliche Pinguine haben einen weit überdurchschnittliche Schnabellänge)
  • Entfernen der Tags (Plastikbänder mit der Nummer drauf)

Als Abschiedsgeschenk wurden neue Transportkartons für die Pinguine hergerichtet:

unser Fahrer Fernando beim Kartonvorbereiten

Dann durfte ich die Pinguine „auslesen“ (also mehr den Transponder im linken Fuß):

Teamarbeit

Amy war mit einer Schere bewaffnet und hat die Tags abgeschnitten. Peter hat die Schnäbel vermessen und ich habe das Ergebnis in einer Liste eingetragen:

Liste der Ausziehen-Pinguine

Deutlich zu sehen: alle Schnäbel größer als 125 mm waren Männchen.

Nachdem ein Pinguin „ausgehfein“ war, wurde er in einem der vorbereiteten Kartons gebracht.

Was passiert denn nun hier?

In der Regel wurden 2 Pinguine in einem Karton transportiert. Jedoch wurden die Erwachsenen von den Jugendlichen getrennt. Da wir 3 Erwachsene zu transportieren hatten, hatte ein Erwachsener und 1 Jugendlicher ein „Einzelzimmer“ erhalten. Die fertigen Kartons wurden an die Rampe zum Weitertransport hingestellt:

Rampe an den Pen

Nächster Halt: Eingangspforte. Um die Pinguine nicht allzu lange der Sonne auszusetzen, wurden sie so lange es geht im Schatten gehalten.

Eingangsbereich

Und dann begann das Tetris-Spiel:

Tetris-Spiel

Zu guter Letzt wurde ein Karton mit 2 Pinguinen auf den Rücksitz gelegt, alle anderen Kartons konnten im Kofferraum Platz finden:

geschafft

Und dann ging es so schnell und so vorsichtig (fahren als hätte man rohe Eier geladen) nach Stony Point:

Stony Point

Schnell war das Auto geparkt und vom zuständigen Ranger bekamen wir auch direkte Order wo die Pinguine ausgelassen werden sollten. Also erst mal alle Kartons aus dem Auto nehmen. Hier hatte mich eine ältere Frau angesprochen (ziemlich vorwurfsvoll), was denn in den Kartons wären. Wahrheitsgemäß habe ich geantwortet, dass dort Pinguine drin seien. Worauf sie meinte, warum wir die armen Pinguine denn in einen Karton gepackt hätten. Ich antwortet, dass wir keine 18 Pinguine freilaufend im Auto von Kapstadt nach Stony Point bringen könnten. …

Die Vorstellung war aber schon sehr amüsant.

Ich klärte sie weiter über die Arbeit bei Sanccob auf und sie war beruhigt. Ganz viele Zuschauer hatten wir daher bei der Auswilderung, denn der Parkplatz war mit Autos gerammelt voll. Fernando meinte, dass er den Parkplatz noch nie so voll gesehen hätte.

Auslieferung

Wir brachten die Kartons zum Strand und stellten die Kartons mit den Jugendlichen direkt an den Strand, während die Erwachsenen in zweiter Reihe Platz nehmen mussten. Francesco meinte, dass die Jugendlichen in der Regel nicht ins Wasser gehen und erst wenn die Erwachsenen loslaufen, dann würden sie sich denen anschließen. So weit die Theorie.

Auswilderung-Setting

Die kleinen vorlauten Jugendlichen konnten es gar nicht abwarten ins Meer zu kommen. Die waren schon drin, bevor ich meine Foto-Position eingenommen hatte:

vorschnelle Jugendliche

Und dann kamen die Erwachsenen an die Reihe. Einer hat sich sehr schnell vorgetan und ist direkt zum Meer gelaufen:

Erster!

und schon war er in den Fluten verschwunden:

und tschüß

Die anderen beiden Erwachsenen wußten nicht so ganz, was sie hier sollten und warum sie Sanccob verlassen mussten. Sie sahen ziemlich verwirrt aus:

Frei nach Grönemeyer: Was soll das?

Mit sanften Hinweisen wurden sie darauf aufmerksam gemacht, dass das Schlaraffenland mit dem 2-maligen Füttern pro Tag nun ein Ende hätte und sie sich selber um die Nahrungsaufnahme kümmern sollten. So ganz haben sie dem Braten aber wohl nicht getraut und gingen erst mal zu ihren Kumpels auf dem Felsen:

Kein Bock auf Schwimmen

Sein zweiter Kumpel ist direkt erst mal in dem Loch verschwunden. Jedoch waren die Helfer nicht untätig:

Aufräumarbeiten

Während all unsere Helfer die Kartons zusammen gepackt haben, habe ich still und leise ein paar Tränen erfolglos versucht zu unterdrücken.

Werden sie es schaffen?

Ich frage mich, ob sie es schaffen werden ihren Instinkten zu gehorchen und selbständig das Essen zu fangen. Wird es ihnen gut gehen? Wenn man weiß, dass dies der richtige Weg ist, Antworten auf die Fragen bekommt, und sicher gestellt ist, dass es ihnen gut geht, dann kann man loslassen und sie ziehen lassen. Andernfalls hat man Sorgen, kann weder schlafen noch essen. Denn man liebt jeden Einzelnen von ihnen, hat man sich doch sehr um ihn gekümmert.

Unterwegs zum Auto sind mir dann noch ein paar Federblumen begegnet:

Federblumen

Für den Rückweg haben wir noch 2 Pinguine, 2 Flugvögel und ein Küken zum Transport mitbekommen. Das Küken war während der Fahrt hinten bei mir auf dem Rücksitz und versuchte immer aus seiner Box zu klettern. Wir hatten viel Spaß, da es kleine Fipstöne von sich gegeben hatte und ich sie nach bestem Wissen und Gewissen ins englische übersetzt hatte. Es fragte nach mehr Licht (keine Lichtlöchter im Karton), würde gerne singen lernen und bräuchte dafür einen Lehrer, der kanarienvogelisch könne, usw.

Das Küken und der Flugvogel wurden zu einer gesonderten Aufzuchtstation gebracht:

Küken
Flugvogel

Während die beiden kranken Pinguine nebst leeren Kartons nach Sanccob gebracht wurden:

Bitte helft mir!
Ich bin ernsthaft krank und drehe meinen Kopf unnatürlich

Danach war für mich die Schicht beendet.

Morgen werde ich mich auf jeden Fall nach den zwei neuen Patienten erkundigen. Mal sehen, ob sie schon herausgefunden haben, was ihnen fehlt.