Zunächst war ich skeptisch: Ich und eine Garden Route? – das passt nicht zusammen, sind in meinem Haus doch keine Blumen zu finden und Kristina (Ehefrau meines Lieblings-Ex-Chefs) hat sich in den 5 Jahren, die ich unter ihm arbeiten durfte, sehr oft über Blumensträuße freuen dürfen, die ich gerne weiter gegeben habe.
Nun denn, es wurde in jedem Buch so viel über die Garden Route geschrieben, dass ich meine 2 aufeinander folgende freie Tage für einen längeren Ausflug nutzen wollte. Lerene wurde gerne meine Begleiterin, so dass wir am 30.12. um 7 Uhr morgens aufgebrochen sind. Zunächst waren die 334 km bis Mossel Bay, dem Start der Garden Route, zu bewältigen. Unterwegs bekam ich schon eine Idee was es mit der Garden Route auf sich hat. Kapstadt und Umgebung ist geprägt von ausgedörrten Feldern (wenn man von den Weinanbaugebieten absieht) und braun und gelb sind die vorherrschenden Farben. Dies wandelte sich je näher wir Mossel Bay kamen.

Vorbei gefahren sind wir auch in Heidelberg:

Und erreichten endlich Mossel Bay. Hier haben wir zunächst sehr gute Freunde von Lerene besucht und bekamen einen sehr schmackhaften Tee serviert. Diese Freunde haben eine Pflanzenzucht, die wir bewundern mussten. (Dies war der Punkt, an dem ich mich sehr zusammen nehmen musste …)

Mossel Bay ist bekannt als Surf-Hot Spot

und auch für seine Naturschwimmbecken


Die Umgebung ist atemberaubend schön. Über die Bucht ist die weltweit längste Zip-Line gespannt, die über das Meer führt. Auch befinden sich 2 Höhlen (Cape Saint Blaize Cave und Pinnacle Point Cave) in Mossel Bay. Auf dem Weg zur Höhle (Ich habe da eine Tropfsteinhöhle erwartet) genossen wir wunderschöne Aussichten aufs Meer:



Auch einen alten Mann haben wir bei der Suche nach der Höhle entdecken können, der nach rechts aufs Meer schaut:

An der Höhle sind wir zunächst vorbei gegangen, da sie für mich nicht als Höhle erkennbar war. Sie entpuppte sich aus Felsüberhang. Nun gut, Namen sind Schall und Rauch:

Weiter ging es vorbei an Orten, die für mich unaussprechlich waren. Z.B. dieser hier unten aufgeführte Ort:

Da finde ich „Heidelberg“ irgendwie leichter auszusprechen. Unser nächster Stopp war Victoria Bay. Eine kleine Bucht, in der Lerene vor 20 Jahren als Studentin oft nachts Party gemacht hat und nun gespannt war, wie es heute aussieht. – Sie war enttäuscht über die vielen Häuser, die nun hier standen. Am Eingang von Victoria Bay stand ein Haus, das schon erahnen lies, welche Sportart hier am liebsten betrieben wird.

Der Strand lud sehr zum schwimmen / surfen ein, jedoch vermisste Lerene die vielen Grillplätze, die es vor 20 Jahren dort gab. Ich denke, dass diese aufgrund der vielen Restaurants haben weichen müssen.


Gerne hätte ich mich seenotmäßig retten lassen mit einer Seenot-Boje mit der besonderen Farbe:

Habe aber doch entschieden, dass der Aufwand nicht zielführend sei. Lieber haben wir die Gegend noch etwas erkundet:


schöne Blumen gab es als Dreingabe dazu:


Weiter ging es nach Knysma (gesprochen Neißma – kommt ja wohl jeder drauf….) und ich bekam eine Idee, warum die Strecke Garden Route heißt. Die vorherrschende Farbe der Gegend ist grün. Frische Wälder mit gesundem Unterholz waren rechts und links von der Straße zu sehen. Ein wunderbarer Anblick, der sogar mir ins Herz ging – und das will schon etwas heißen. Kein Vergleich zu Kapstadt, sondern einfach nur erfrischend schön.
In Knysma wollten wir übernachten. Hier hatten wir uns die Candlewood Lodge ausgesucht, die von einem deutschen Ehepaar geführt werden sollte. Leider hieß es zunächst, dass sie voll ausgebucht sein. Alternativen gab es in dieser Woche auch kaum. Der Angestellte hatte nach ca. 20 Minuten Mitleid mit uns und meinte, dass wenn wir 2 Stunden warten würden, dann hätte er ein Zimmer für uns vorbereitet. Dieses Angebot nahmen wir gerne an und gingen derweil in der Waterfront von Knysma essen.

Das Essen war vorzüglich – wir hatten eine Fischplatte für 2 Personen bestellt und bekamen sie nicht leer gegessen (was aber hauptsächlich an mir lag, die nur sehr wenig in meinen strapaziertenMagen hinein bekommen habe).
Zurück zum Hotel, klappte das Einchecken sehr gut und wir bekamen ein Zimmer in einem Nebengebäude, in dem noch 2 weitere Zimmer vorhanden, jedoch leer waren. (Wo nur war die Vollbelegung zu sehen???) Auf der Terrasse haben wir noch eine Flasche Wein, die ich von meinem Wein-Tasting mitgenommen hatte – bei einer Partie Mensch-Ärgere-Dich-nicht auf den Notepad, geleert. Am nächsten Morgen bekamen wir ein Frühstück der Extra-Klasse serviert. Mein Omelett hatte Pilze, Feta und verschiedene Salate drüber gestreut bekommen – Das Auge war nach dem zweiten blinzeln bereits satt, so gut hatte es mitgegessen. Das Buffett war variantenreich und ausgesprochen lecker. Nach dieser sehr angenehmen Stärkung ging es weiter Richtung Osten. Auf dem Weg ist uns ein Vogel aufgefallen, den zumindest ich noch nie gesehen habe:

Unser nächstes Ziel war Noetzie. Aufgrund der üblichen Beschilderung dachten wir, dass wir dieses Ziel ohne Navigationsgerät schaffen können. – Weit gefehlt. Es gab auf der ganzen Strecke keinen Hinweis auf Noetzie. Also wurde irgendwann das Navi heraus geholt, das Auto gewendet und dann vergingen mir Hören und Sehen. Auf einer Schotterpiste, quer durch ein Township (hier wäre ich niemals aus dem Auto ausgestiegen), erreichten wir zunächst Höhen, von denen ich dachte, dass die uns niemals zum Meer bringen. Nachdem wir das Township hinter uns gelassen hatten, kam eine Gegend, in der viele Grundstücke eingezäunt waren, eine Security vor dem Eingang stand und die Häuser aussahen, als wären Hollywood-Stars dort zuhause:


Aber dann kam die Kurve, die alles veränderte:

Wow, atemberaubend und ich war unendlich glücklich, dass ich auf die Garden Route gegangen bin.

Der Sage nach stand hier eine Burg, die gebaut wurde, als weder eine Straße noch ein Weg zur Bucht hinunter führte. Also mussten alle Materialien per Schiff angelandet werden. Die Burg existiert noch immer:

Andere Häuser haben sich dem Stil der Burg angepasst:

Der Strand? – Ein Traum:

Wer jemals einen abgeschiedenen Strand sucht, in dem man herlich schwimmen kann, der wird hier fündig.
Beim Aufstieg zum Auto gab es noch einen letzten Blick auf die Bucht:

Weiter ging es nach Plattenberg Bay. Dies sollte ein weiteres Highlight auf der Garden Route sein. Und? – alle Bücher hatten recht. Eine kleine Lagune trennte den Stadt von dem Meer. In der Lagune waren Angler, Kajak-Fahrer und auch Stand-Up-Paddler willkommen, die ihre Freude am Leben hatten.


Und dann war Kommissar Zufall noch bei uns. Als wir gerade am Strand waren gab es plötzlich einen Aufschrei und ein junges Mädchen fiel Lerene um den Hals. Die Tochter ihrer besten Freundin war zufällig mit ihrem Freund hier und wollte mit dem Kajak fahren:

Die Freude war groß und sofort wurde mit der Mutter kommuniziert. Schön diese unbeschwerte Wiedersehensfreude zu erleben. Danach haben wir unsere Fahrt abgebrochen und sind zurück nach Kapstadt gefahren. Schließlich ist heute Silvester und hierfür musste Lerene pünktlich zuhause sein.
Ein wunderbarer Ausflug ging zu Ende.
Zusammengefasst: Auch wenn man kein Blumenliebhaber ist, sollte man auf die Garden Route gehen. Es lohnt sich.